A year ago we lost our dear friend, comrade, sibling und child to the racist health care system. We wrote this obituary last year but only one year later can publish it. Dearest Sulti, we love you, we miss you, we cherish your memory. We meet your legacy in each other and the people you helped us become.
On August 19, 2024, Sulti (27), one of the most important activists and people of our time, passed away far too soon. Sulti fought tirelessly against oppression and exploitation by colonial capitalist conditions and for justice and transformation. With their political conviction, Sulti never fought only for themself, but built bridges, strengthened communities and always found strength & hope in the collective. Sulti has ignited countless hearts – with courage, resistance and a deep desire for a just world for all marginalized groups.
In a 2022 interview, Sulti explained the background to their tireless work in their own words: „I am Sulti. My pronouns are they/them. I am a queer person of colour, and I live in Berlin, Germany. I am Kurdish and migrated six or seven years ago [now 10]. I came to Europe on foot, and it took me two-and-a-half to three years to reach Germany. I have always been a political activist because I was born Kurdish. […] Being Kurdish means fighting all your life to prove your existence. […] My experience as a migrant brought me to activism in Europe. I arrived in 2015 with the wave of refugees. My first thought was recovery, because we humans need to recover. This is the greatest need of our BIPoC community. Rest is a privilege. Why do we, as BIPoC migrants and refugees, leave our countries? It is because we need to recover and build a future away from bullets and bombs raining down on us, away from the destruction of our country and the daily suffering of our community, and the knowledge that we will lose another person tomorrow. […] We all know that this so-called freedom in Europe was built with our sweat, blood and tears, which we have been shedding for 500 to 600 years, when Europeans brought Black and Indigenous people and later migrant workers here. […] You don’t respect traumatised people, you don’t give us a break, you push us straight into bureaucracy and threaten us with deportation – what do you think that does to a person’s inner self? How can you forbid me from staying away from another human being? How can you morally allow yourselves to fly over hundreds of thousands of people who are drowning in the sea, freezing to death in the forest or being killed at the border? I fight for human rights; freedom of movement is everyone’s right. […] I came here to recover; in what ever way I want to recover.“ Through their constant struggle, Sulti became a formative part of countless movements, including the Refugee Movement, Queer Feminist Politics, the struggle for Black Liberation, and the decolonial climate movement. They accompanied and enriched each of these movements with all their strength and heartfelt commitment, and with a deep belief in radical transformation. Sadly, Sulti died of organ failure. There is nothing natural about premature death from illness when access to medical care is regulated by passports, and when bodies do not get the rest they need due to the constant violence they experience. We mourn all the missed futures that this system has robbed us of, alongside you.
Sulti’s departure leaves us in the deepest sorrow, wondering how things will continue without them. However, we find comfort and answers in Sulti’s words: „We must take back our rights and our culture, and not allow anyone to take advantage of us. We must support each other because we all suffer the consequences of colonialism and capitalism. We must organise and build this community together because the struggle must be fought together.“ Sulti brought us together and showed us our collective strength. The seeds that Sulti sowed are bearing fruit and will sprout new forests. Sulti’s legacy will live on in every step we take towards a more just, more loving world. Peace and strength, Sulti. May you find the peace that this world refused to give you. You will live on forever in our hearts.




















„To rest is a privilege“: In Gedenken an Sulti
Vor einem Jahr haben wir unsere*n geliebte*n Freund*in, Genoss*in, Geschwister und Kind durch das rassistische Gesundheitssystem verloren. Wir haben diesen Nachruf bereits letztes Jahr geschrieben, können ihn aber erst ein Jahr später veröffentlichen. Liebste*r Sulti, wir lieben dich, wir vermissen dich, wir halten deine Erinnerung fest. Wir begegnen deinem Vermächtnis ineinander und in den Menschen, zu denen wir mit dir werden konnten.
Am 19. August 2024 ist Sulti (27), eine der bedeutendsten Aktivist*innen und Herzensmenschen unserer Zeit, viel zu früh von uns gegangen. Sulti hat unermüdlich gegen Unterdrückung und Ausbeutung durch die kolonial-kapitalistischen Verhältnisse und für Gerechtigkeit und Transformation gekämpft. Mit their politischen Überzeugung kämpfte Sulti niemals nur für sich selbst, sondern baute Brücken, stärkte Gemeinschaften und fand Kraft und Hoffnung stets im Kollektiv. Sulti hat unzählige unserer Herzen entfacht – mit Mut, Widerstand und dem tiefen Wunsch nach einer gerechten Welt für alle marginalisierten Gruppen.
In einem Interview von 2022 erklärte Sulti in eigenen Worten die Hintergründe für deren unermüdliche Arbeit: „Ich bin Sulti. Meine Pronomen sind they/them, ich bin ein*e Queer of Color und lebe in Berlin, Deutschland. Ich bin eine kurdische Person, die vor 6/7 [heute 10] Jahren migriert ist. Ich bin zu Fuß nach Europa gekommen und habe zweieinhalb bis drei Jahre gebraucht, um nach Deutschland zu kommen. Ich bin und war immer ein*e politische*r Aktivist*in, weil ich kurdisch geboren wurde. […] Kurdisch zu sein bedeutet, ein ganzes Leben lang zu kämpfen, um zu beweisen, dass man existiert. […] Was mich zum Aktivismus in Europa gebracht hat, ist meine Erfahrung als Migrant*in. Ich kam 2015 mit der Welle geflüchteter Menschen. Das erste, woran ich dachte, war Erholung, denn als Menschen müssen wir uns erholen. Das ist das größte Bedürfnis unserer BIPoC-Gemeinschaft. Es ist ein Privileg, sich auszuruhen. Warum verlassen wir BIPoC-Migrant*innen und Geflüchtete unsere Länder? Weil wir uns erholen und eine Zukunft aufbauen müssen, weit weg von den herabregnenden Kugeln und Bomben, weit weg von der Zerstörung unseres Landes, weit weg davon, jeden Tag mit dem Leid unserer Gemeinschaft aufzuwachen und zu wissen, dass wir morgen einen weiteren Menschen verlieren werden. […] Wir alle wissen, dass diese sogenannte Freiheit in Europa mit unserem Schweiß, unserem Blut und unseren Tränen aufgebaut wurde, die wir seit 500 – 600 Jahren vergießen, als die Europäer*innen Schwarze und Indigene Menschen und später Gastarbeiter*innen hierher gebracht haben. […] Ihr respektiert traumatisierte Menschen nicht, ihr gebt uns keine Pause, ihr drängt uns direkt in die Bürokratie und droht uns mit Abschiebung – was glaubt ihr, was das mit dem Inneren eines Menschen macht? Wie könnt ihr mir verbieten, mich von einem anderen Menschen fernzuhalten? Wie könnt ihr euch moralisch erlauben, über Hunderttausende von Menschen zu fliegen, die im Meer ertrinken, im Wald erfrieren oder an der Grenze getötet werden? Ich kämpfe für Menschenrechte, die Freizügigkeit ist das Recht einer*s jede*n. […] Ich bin hierher gekommen, um mich zu erholen, wie auch immer ich mich erholen will.“
Durch Sultis beständigen Kampf ist they ein prägender Teil von unzähligen Bewegungen geworden, ob im Refugee Movement, Queer Feminist Politics, im Kampf für Black Liberation oder in der dekolonialen Klimabewegung – Sulti hat jede dieser Bewegungen mit aller Kraft und vollem Herzen, im tiefen Glauben an radikale Transformation begleitet und bereichert. Nun ist Sulti an Organversagen verstorben. An einem frühzeitigen Tod durch Krankheit ist nichts Natürliches, wenn der Zugang zu ärztlicher Versorgung durch Passpapiere reguliert wird und Körper aufgrund der permanenten Gewalt die sie erfahren, nicht die Ruhe bekommen, die sie brauchen. Wir trauern um alle verpassten Zukünfte mit dir, von denen uns dieses System beraubt hat.
Sultis Abschied aus dieser Welt, hinterlässt uns in tiefster Trauer und der Frage, wie es ohne Sulti weitergeht. Trost und Antworten werden wir in Sultis Worten finden: „Wir müssen uns unsere Rechte zurückholen, unsere Kultur, das, was man uns gestohlen hat, und dürfen uns für niemanden verbiegen. Wir müssen uns gegenseitig stärken, denn wir fühlen den gleichen Schmerz infolge von Kolonialismus und Kapitalismus. Wir organisieren uns und bauen diese Gemeinschaft gemeinsam auf, denn der Kampf muss gemeinsam geführt werden.“ Sulti hat uns zusammengebracht, uns gezeigt wie viel Kraft wir zusammen haben. Die Samen die Sulti gesät hat, tragen Früchte und werden neue Wälder bringen. Sultis Erbe wird weiterleben in jedem Schritt, den wir in Richtung einer gerechteren und liebevolleren Welt machen. Ruhe und Kraft, dear Sulti. Finde die Ruhe, die dir diese Welt nicht geben wollte. Du lebst weiter in unseren Herzen, für immer.
Autor*inn
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Sultis Familie and Friends
This obituary was created by different friends and family members by writing and editing, collecting pictures and publishing it. Some of whom are also part of the DRUCK Team.
Dieser Nachruf wurde von verschiedenen Freund*innen und Familienangehörigen von geschaffen, indem verschiedene Personen diesen Text geschrieben und redigiert haben, Bilder gesammelt haben und veröffentlicht haben. Einige von ihnen sind ebenfalls Teil vom DRUCK Team.